Verleihung des Europäischen Gartenpreises 2023 in Schloss Dyck am 23. Juni 2023

Verleihung des Europäischen Gartenpreises 2023 in Schloss Dyck am 23. Juni 2023

22 Jun 2023

Jüchen - Mehr als 120 Preisträger aus 21 Ländern haben seit 2010 mit einer Auszeichnung durch den Europäischen Gartenpreis bereits das Gütesiegel für herausragende Leistungen zeitgenössischer Gartenkunst oder des Managements und der Entwicklung des gartenkulturellen Erbes erhalten. Der Landrat des Rhein-Kreis Neuss, Hans-Jürgen Petrauschke, eröffnete die diesjährige Preisverleihung am Nachmittag des 23. Juni 2023 in Schloss Dyck. Es freuten sich zwei Gewinner aus den Niederlanden und ein Gewinner aus Deutschland über die Auszeichnung mit 1. Preisen. Die sechs 2. Preise gingen nach Großbritannien (2) sowie nach Italien, Dänemark, Lettland und Frankreich.

Dank einer Förderung für das Projekt zur klimaneutralen Schloss- und Parkanlage durch das Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ konnte die Stiftung Schloss Dyck drei Gewinner in der Kategorie „Maßnahmen der Klimaanpassung in historischen Parks und Gärten“ auszeichnen. Alle drei Gewinner zeigen - bei ganz unterschiedlicher Ausgangsbasis und Zielen -, dass solche Maßnahmen zugleich auch neue urbane, landschaftliche und ökologische Qualitäten schaffen können.

Hier ging der 1. Preis an das Projekt Zuidpolder Barendrecht (Planung: ARCADIS) in den Niederlanden. Dieser rund 110 Hektar große Landschaftspark bei Rotterdam schafft neue Seen als attraktiven Speicherraum für Wasser, mit dem in Trockenzeiten die Stadt versorgt werden kann, bietet zahlreiche Freizeitangebote und neue Wegeverbindung und erhöht die Biodiversität. Dies alles ist hier in einer Form gelungen, die dem Idealbild entspricht, das viele Menschen von einer typischen, über viele Jahre gewachsenen niederländischen Landschaft haben. 

Zweite Preise gingen ins dänische Kokkedal und an Knepp Estate and Gardens in Großbritannien. In Kokkedal reduzieren die 35 Einzelprojekte des Kokkedal Climate Adaption Plan (Planung: Schønherr) die Hochwassergefahr in einem Wohngebiet, lassen (Regen)Wasser mit Spaß erleben, bieten neue Freizeitangebote und schaffen attraktive, naturnahe Wegeverbindungen.

Im historischen Garten von Knepp Estate (Planung: Tom Stuart-Smith) wurden durch Bauschutt verschiedene Kleinklimate geschaffen und 900 Pflanzenarten gepflanzt, die für trockene und nähstoffarme Böden besonders geeignet sind. Zusammen mit Wildpflanzen bilden sie Pflanzengesellschaften, die die Biodiversität enorm verbessern.

In der Kategorie „Management oder Entwicklung eines historischen Parks oder Gartens“ wurden in diesem Jahr zwei Gärten ausgezeichnet, die ihre Entstehung und jahrzehntelange Weiterentwicklung dem Wirken und Wissen den Gartenarchitektinnen und Pflanzenexpertinnen Mien Ruys bzw. Beth Chatto verdanken. Die Gärten in den Niederlanden und Großbritannien inspirieren Gärtnerinnen und Gärtner seit vielen Jahrzehnten und bieten heute umfangreiche Kursangebote für viele Zielgruppen.

Gut sieben Jahrzehnte lang hat die Niederländerin Mien Ruys in ihrem Garten mit Pflanzkonzepten experimentiert und ihr Wissen um Pflanzen und Gestaltung mit den jeweils aktuellen Trends des Gartendesigns verbunden. So lässt sich heute die Gartengeschichte des 20. Jahrhunderts in den zahlreichen Gartenräumen erleben. Eine Stiftung erhält dieses Erbe, fügt aber auch Gärten hinzu, die aktuelle Trends beeinflussen und Antworten auf neue Herausforderungen geben. Daher geht der 1. Preis in dieser Kategorie an die Tuinen Mien Ruys.

Ein weiteres Mekka für Gartenliebhaber sind die Gärten von Beth Chatto in England, die mit einem der beiden zweiten Preise ausgezeichnet wurde. Schon in den 1960er Jahren, als Beth Chatto ihren Privatgarten begann, hatte sie großen Wert daraufgelegt, die richtige Pflanze am richtigen Ort zu verwenden und damit auch bei nährstoffarmen Böden und ohne Bewässerung attraktive Gärten zu schaffen. Ein Thema das heute aktueller ist als je zuvor.

Ebenfalls mit einem 2. Preis ausgezeichnet wurden die im Kemeri Resort Park in Jūrmala (Lettland) durchgeführten Maßnahmen. Pavillons, Brücken, Inseln und ein Wasserturm, die charakteristisch und prägend für diesen Kurpark aus dem Jahre 1839 sind, wurden auf der Basis historischer Fotos rekonstruiert. Neue Wege, ein Spielplatz und eine Ausstellung sowie eine Allee und zahlreiche weitere neue Pflanzungen passen den Park behutsam an aktuelle Anforderungen an.

In der Kategorie „Entwurf oder Konzept eines zeitgenössischen Parks oder Gartens“ ging der 1. Preis in die Stadt Augsburg, wo auf einem ehemaligen Kasernengelände der Westpark Augsburg (Planung: Lohaus – Carl -Köhlmos) entstanden ist.  Ein mäandrierendes Band führt als Leitlinie durch den Park und bindet ihn an die umgebenden Landschaftsräume an. Es wechselt seine Breite, einzelne Bahnen driften auseinander und verbinden sich wieder. Viele Zwischenräume bieten Sport- und Spielmöglichkeiten. Auch Rasenhügel und Findlinge, aus denen zum Teil Wasser sprudelt, laden zum Spielen ein. Andere Flächen zeigen Pflanzungen mit amerikanischem Schwerpunkt, Stauden- und Gräserfelder, durch die man hindurchstreifen kann.

Der Parco Portello (Planung: LAND und Charles Jencks) in Mailand (Italien) verbindet postmoderne, philosophische Gestaltungskonzepte mit dem Angebot an die Bewohner der Stadt, Natur und Ruhe zu genießen. Spiralförmige Wege lassen Hügel als grüne Skulpturen erleben, Teiche sind von Bäumen und Bänken gesäumt und lineare Strukturen bieten zahlreiche Blüherlebnisse. Der 2. Preis würdigt auch die Integration dieses ehemaligen Werksgeländes in das großräumige Grünkonzept Mailands.

Einen zweiten Preis gab es auch für den Park Petite Saussaie (Planung: paysarchitectures) in Vitry-sur-Seine (Frankreich). Der Lauf des gleichnamigen Baches – und damit die Geschichte des Ortes - wurde wieder sichtbar gemacht. Er wird durch ein Aquädukt in einer sehr modernen und zurückhaltenden Formensprache so geführt, dass auf verschiedenen Ebenen sehr attraktive Plätze entstehen und das Wasser nun Kinder und Erwachsene zur Beobachtung und zum Spielen einlädt.

Quelle-Foto: Stiftung Schloss Dyck/E. Matthäus

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