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02 Okt 2023
Rhein-Kreis Neuss - Für ihre herausragende Berichterstattung über ehrenamtliches Engagement hat der Rhein-Kreis Neuss drei Journalisten bei einem Festakt im barocken Wasserschloss Dyck mit dem Journalistenpreis „Pro Ehrenamt – Hermann Wilhelm Thywissen-Preis“ ausgezeichnet. Der Preis wurde in den Kategorien Lang-Format, Kurz-Format sowie Nachwuchsförderpreis verliehen. Aus dem Kreis dieser drei Preisträger wurde erstmals auch ein Gesamtpreis an einen der Geehrten vergeben; die Bekanntgabe erfolgte am Abend der Preisverleihung. Eine achtköpfige Jury hatte die Preisträger in einem mehrstufigen Verfahren ausgewählt.
Mit dem Gesamtpreis wurde Nadja Tenge für ihre Filmdokumentation „Mord verhindern“ (Rundfunk Berlin-Brandenburg, rbb) ausgezeichnet. Darin zeigt sie einfühlsam, wie der türkische Psychologe und Erziehungsberater Kazim Erdogan, der in Berlin eine türkische Vätergruppe gegründet hat, verzweifelte und häufig gewalttätige Männer zum Reden bringt, Gewalt in Familien bekämpft und sich für eine gewaltfreie Kommunikation in der Gesellschaft einsetzt. Mit seinem Engagement konnte Erdogan bereits viel Unheil in Familien verhindern – und sogar Morde.
Die stellvertretende Jury-Vorsitzende Bruni Reitzenstein lobte in ihrer Laudatio das klug gebaute Plädoyer gegen Gewalt, das mit einem außergewöhnlichen Protagonisten aufwarte. Dieser sage nicht nur, dass „Kommunikation der Schlüssel gegen Gewaltsamkeit“ sei. „Acht Morde habe er verhindern können. Er habe dafür gesorgt, dass mindestens 40 bis 50 Menschen durch seine Aufklärung in seiner Vätergruppe geschützt worden sind“, betonte Reitzenstein. Sie würdigte Nadja Tenges Film: „Die Kunst dieses Stücks ist nicht allein die sensible Machart als reine O-Ton-Dokumentation. Es ist die Kunst, die Stärke und das wirklich große Glück, so nah, so dicht, an die Männer heran gekommen zu sein, dass sie sich auch öffnen und reflektiert vor der Kamera äußern. Unverpixelt. Ohne Scheu. Einfach ehrlich.“
Die für den Journalistenpreis „Pro Ehrenamt – Hermann Wilhelm Thywissen-Preis“ eingereichten Beiträge zeigten die große Bandbreite ehrenamtlichen Engagements. Dessen hohe Bedeutung für das Gemeinwohl unterstrich Landrat Hans-Jürgen Petrauschke zudem in seinem Grußwort. „Die Ehrenamtler sind die großen, aber leider oft auch übersehenen Helden unserer Gesellschaft, da sie häufig im Stillen wirken. Dabei kann man das, was sie für uns alle leisten, nicht hoch genug schätzen“, betonte Petrauschke. „Es ist deshalb wichtig, dem Ehrenamt die öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung zu verschaffen, die es verdient.“
Der Landrat freute sich über die Vielzahl qualitativ hochwertiger für den Journalistenpreis eingereichter Beiträge, die das Ehrenamt zu ihrem Thema gemacht haben und es für ein breites Publikum in den Fokus rücken: „Sie machen nicht nur deutlich, wie beeindruckend und vielfältig das Ehrenamt in unserer Mitte wirkt, sondern zeigen auch bewegende und erzählenswerte Geschichten und Begegnungen, die damit einhergehen.“
Ehrengast bei der Preisverleihung war der Sänger und Songwriter Rea Garvey. Der erfolgreiche Künstler, dessen Alben vielfach mit Platin- und Goldstatus ausgezeichnet wurden, setzt sich mit der von ihm gegründeten Stiftung „Saving an Angel“ weltweit dafür ein, das Leben von benachteiligten Kindern zu verbessern. Im Gespräch mit dem Jury-Vorsitzenden Wolfram Kons stellte Rea Garvey die Arbeit seiner Stiftung vor.
Die Bedeutung des Ehrenamts unterstrich auch Wolfram Kons in seinem Grußwort. „Ehrenamtliches Engagement ist wichtiger denn je. Die Berichterstattung hierüber würdigt nicht nur einen solchen Einsatz, sondern kann auch weitere Bürgerinnen und Bürger motivieren, sich für das Gemeinwohl zu engagieren.“
Als bester Beitrag in der Kategorie „Lang-Format“ wurde Nadja Tenge für ihre Filmdokumentation „Mord verhindern“ ausgezeichnet, auf die dann auch die Wahl des Gesamtpreises fiel. Jury-Mitglied Dr. Helmut Reitze betonte in seiner Laudatio: „Nadja Tenge gelingt ein Einblick in eine Kultur, von der viele Menschen keine Ahnung haben, obwohl Millionen von Migranten seit Jahren bei uns in Deutschland leben. Darüber hinaus ist Kazim Erdogan ein Musterbeispiel für gelungene Integration. Er hilft nicht nur seinen Landsleuten: Als Ausbilder an der Verwaltungsakademie Berlin verhilft er auch deutschen Behördenmitarbeitern zu besserem Verständnis ihrer türkischen Mitbürger: ,Mehr miteinander reden, nicht übereinander‘, das ist sein Mantra.“
In der Kategorie „Kurz-Format“ wurde Elisabeth Hussendörfer für „Danke, dass es Euch gibt“, erschienen im evangelischen Monatsmagazin Chrismon, ausgezeichnet. Der Text widmet sich Jugendlichen, die Gleichaltrigen, die am Leben verzweifeln, helfen. Laudator und Jury-Mitglied Horst Thoren betonte: „Der Autorin ist gelungen, sich selbst zurückzunehmen und durch klare, eindrückliche Zitate näher an die Menschen heranzurücken, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Zwar bleiben die eigentlich Betroffenen anonym, ihre Not, ihre Angst, ihr Verzweifeln aber wird sichtbar. Vor allem ist zu spüren, was die jungen Leute bewegt, die als Gleichaltrige mit 15, 16, 17 Jahren Lebenshilfe geben, indem sie Fragen stellen und Perspektiven eröffnen. Der Weg aus der Krise, das ist die wichtigste Aussage, lässt sich begleitet leichter finden.“
Preisträger in der Kategorie „Nachwuchsförderpreis“ ist Luca Schmitt-Walz für „Wenn Tote zum Hobby gehören – die psychische Belastung von Feuerwehrleuten“ (Mitteldeutscher Rundfunk, MDR). In ihrer Laudatio stellte Jury-Mitglied Gabi Ludwig die Leistung von Luca Schmitt-Walz heraus. „Er hat nicht nur die besondere Bedeutung der Freiwilligen Feuerwehr für unsere Gesellschaft gewürdigt; ihm ist es vielmehr gelungen, den Finger in eine echte Wunde zu legen, von der man nicht so oft hört. Er beschreibt ein Dilemma: Denn auch die freiwilligen Helden geraten ab und an in Situationen, die schwer zu ertragen und noch schwerer psychisch zu verarbeiten sind. Luca Schmitt-Walz nimmt uns mit, lässt uns durch seine Brille schauen. Auch er war mal Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr…“, erklärte Ludwig. Luca Schmitt-Walz sei es gelungen, seine Begeisterung hierfür zu zeigen. „Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr ermutigt er mit diesem Film, ihre Scham zu überwinden und sich mit ihren Gefühlen nach einem belastenden Einsatz auseinanderzusetzen. Die Politik fordert er zur Nachbesserung der Lehrpläne auf. Mir nötigt er noch größeren Respekt vor den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr ab.“
Rund 150 Bewerbungen sind für den Journalistenpreis „Pro Ehrenamt – Hermann Wilhelm Thywissen-Preis“ von Redaktionen, Sendern und Journalisten aus dem gesamten Bundesgebiet eingereicht worden. Der Rhein-Kreis Neuss hatte die renommierte Auszeichnung, die an die Verdienste des Neusser Ehrenbürgers und ehemaligen Oberbürgermeisters Hermann Wilhelm Thywissen erinnert und alle zwei Jahre vergeben wird, zum elften Mal bundesweit ausgeschrieben.
Die Ehrenamtlichen engagieren sich für die gute Sache, und die Journalisten engagieren sich für die gute Geschichte, so der Landrat. Beides zusammen habe der Rhein-Kreis Neuss bei der Ausschreibung des Journalistenpreises „Pro Ehrenamt – Hermann Wilhelm Thywissen-Preis“ in den Blick genommen. Er ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert, jeweils 5000 Euro hiervon erhalten die Preisträger in den jeweiligen Kategorien.
Die Fachjury besteht neben dem Vorsitzenden Wolfram Kons (TV-Journalist, -Moderator und -Produzent, Gesamtleiter RTL Charity, Vorstand Stiftung RTL „Wir helfen Kindern“) und der stellvertretenden Vorsitzenden Bruni Reitzenstein (TV-Journalistin, Autorin und Regisseurin) aus Udo Kreuer (Chefredakteur und Programmdirektor bei radio NRW), Gabi Ludwig (Chefredakteurin der WDR-Landesprogramme), Moritz Müller-Wirth (Stellvertretender Chefredakteur DIE ZEIT), Dr. Helmut Reitze (ehemaliger Intendant Hessischer Rundfunk und Moderator des ZDF heute journals), Horst Thoren (Stellvertretender Chefredakteur der Rheinischen Post) und Benjamin Josephs (Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Rhein-Kreises Neuss).
Quelle-Foto: Rhein-Kreis Neuss/A. Baum