Düsseldorfer Arbeitgebertag 2024

Düsseldorfer Arbeitgebertag 2024

15 Jun 2024

Düsseldorf - Rund 300 Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft nahmen am diesjährigen Arbeitgebertag der Unternehmerschaft Düsseldorf und Umgebung im Van der Valk Airporthotel teil, der von Jutta Zülow und Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller eröffnet wurde.

Höhepunkt der Veranstaltung war der höchst aufschlussreiche Talk des WDR-Journalisten Uwe Schulz  mit Armin Papperger, dem Vorstandsvorsitzenden der Rheinmetall AG, der seit 2013 an der Spitze des Düsseldorfer Rüstungs- und Technologiekonzerns steht und sich als souveräner Interviewpartner präsentierte. Thema: Wie und was die deutsche Rüstungsindustrie zur Stärkung der sicherheitspolitischen Rolle Deutschlands und zur technologischen Souveränität Europas beitragen kann.

In dem Talk wurden überraschend offen auch problematische Sujets erörtert, wie u.a.  die „Zeitenwende“ aus Sicht des Managers eines internationalen Rüstungskonzerns, gesellschaftspolitische Debatten in einem Land, das über Jahrzehnte hinweg nur wenige Gedanken auf die klassische Landesverteidigung verwendete, die Situation in der Ukraine, moralische Grundsatze-Erwägungen zur ewigen Menschheitsfrage von Krieg und Frieden, Kritik am Unternehmen, im Zusammenhang mit der Partnerschaft von BVB und Rheinmetall neu aufkommen, sowie der Brandanschlag auf die Gartenlaube des Managers.

Papperger unterstrich, dass der Krieg in der Ukraine die deutsche Sicherheitspolitik grundlegend verändert habe, und dass sich das auf die Geschäftsentwicklung von Rheinmetall auswirke. Er sagte, dass Rheinmetall eigentlich ein innovativer Technologiekonzern sei, aber zukünftig 80 Prozent seines Umsatzes im Rüstungsbereich machen werde. Er bilanzierte: „Wir werden in den nächsten Jahren extrem wachsen.“ Allein 2024 soll der Umsatz um 40 Prozent steigen.

Dass sein Unternehmen moralische Grenzen überschreite, wies der Rheinmetall-Chef deutlich zurück und erklärte: „Wir setzen uns immer für die Sicherheit und Freiheit unserer Länder ein.“ Er fügte hinzu: „Wir schützen ja letztendlich unsere Gesellschaft.“

Im Hinblick auf die oft geäußerte Kritik, dass Rheinmetall Waffen in Krisengebiete exportiere, erwiderte Papperger: „Wir machen das, was die Regierungen uns ermöglichen. Wir dürfen ja nicht eine Schraube exportieren, wenn die demokratischen Regierungen, in denen wir produzieren - also vor allem die Bundesrepublik Deutschland - nicht zustimmen.“ Er ergänzte: „Die Kritik müsste man an die Regierung richten, nicht an uns, weil wir nur ausführendes Organ sind.“

Bei den Fragen bezüglich von Munitionsengpässen an die Ukraine erklärte er, dass die meisten Schwierigkeiten inzwischen überwunden seien. Papperger: „Wir haben die Lieferketten unter Kontrolle, ob bei der Elektronik, beim Stahl für die Panzer oder beim Pulver für die Munition. Die Munitionsfertigung läuft auf vollen Touren.“ Und er fügte hinzu, Russland habe sich in Europa mit der Ukraine den stärksten Gegner ausgesucht, ein sehr großes Land, das man nicht einfach mal so überrollen könne. Zudem baue man in der Ukraine eine Munitionsfabrik auf, sowie ein Werk, um Panzer herzurichten und zu bauen. Pappberger: „Wir haben enorme Investitionspower und sind auch schon oft in Vorkasse gegangen.“  

Die Einblicke und Perspektiven von Papperger und Schulz fesselten das Publikum und führten im Anschluss an das Interview zu einem angeregten Austausch mit den Gästen.

Startpunkt der Veranstaltung war die eindrucksvolle Eröffnungsrede von Jutta Zülow, Vorsitzende der Unternehmerschaft Düsseldorf und Umgebung, die der Frage nachging, was unseren Wohlstand eigentlich ausmacht. Wohlstand sei für sie nicht das Bankkonto oder Geldvermögen, so die Unternehmerin. „Eine Grundlage unseres Wohlbefindens ist vielmehr die sozial-liberale Marktwirtschaft, für die wir Unternehmen, wir Arbeitgeber und wir Arbeitnehmer, und die damit verbundenen Wertschöpfungsketten stehen. Unser Wohlstandsfundament aber ist Demokratie und Freiheit“, betonte Jutta Zülow.

Aktuell, so die besorgte Unternehmerin, diagnostiziere sie aber einen großen Wohlstandsverlust:  „Übermut und Leichtsinn haben uns dahin geführt.“ Sie führte  weiter aus: „Soziale Verantwortung ist nicht Umverteilung. … Wir als Unternehmensverantwortliche müssen jetzt aufstehen und handeln. …

Verstehen, mitbestimmen, verändern und gestalten ist die Vorgabe, sonst überlassen wir den Populisten das Feld, und wohin das führen wird, kann man jetzt schon erkennen, aber da möchte hoffentlich niemand von uns wirklich hin.“

Jutta Zülow forderte: “Wir müssen die Grundlagen für soziale Verantwortung neu diskutieren und bereit sein, mehr Verantwortung zu übernehmen. Wir alle!“

Ein weiteres Highlight war die feierliche Verleihung des „Rheinischen Innovationspreises“ durch Laudator Steffen Pörner, Mitglied im Beirat der Unternehmerschaft Düsseldorf und Geschäftsführer des Bankenverbandes NRW. In diesem Jahr ging der Preis an das Neusser Unternehmen Maschinenfabrik Reinartz GmbH & Co. KG für sein innovatives Trennverfahren. Diese Technologien setzen Maßstäbe bei der Gewinnung von erstklassigen Pflanzenölen und proteinhaltigen Presskuchen aus Insektenlarven. Mit dem Sonderpreis für „Transformation & Nachhaltigkeit“ 2024 wurde die Vodafone GmbH (in Kooperation mit der Landeshauptstadt) für ihre Innovation „5G-Litfaßsäulen“ ausgezeichnet.

Auch die neue Initiative "Powerjahr Praktika", die nach den Sommerferien in Düsseldorf startet, wurde vorgestellt. Ziel ist es, Unternehmen in der Stadt zu motivieren, mehr Praktikumsplätze für Schülerinnen und Schüler auf der neu gestalteten Onlineplattform www.praktikum-dus.de anzubieten. Oberbürgermeister Keller betonte, dass jährlich 15.000 Praktikumsplätze in Düsseldorf benötigt werden.

Der Düsseldorfer Arbeitgebertag 2024 bot nicht nur tiefgehende Einblicke und wertvolle Impulse, sondern auch eine Plattform für eine wirksame Vernetzung.

Unter den rund 300 Gästen waren u.a.: Pauline Kao, US-Generalkonsulin für Nordrhein-Westfalen am US-Generalkonsulat in Düsseldorf, Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK, Düsseldorf, Dirk Brügge, Kreisdirektor des Rhein-Kreises Neuss, Stefan Schneider, Senior Manager Public Affairs bei Vodafone Deutschland und Vorstandsvorsitzender der Digitalen Stadt Düsseldorf,  Dr. Daniel Kleine, Standortleiter Henkel, David Zülow, NRW-Vorstand von DIE FAMILIENUNTERNEHMER.

Quelle-Foto: PR & Lyrik/Frank Wiedemeier-Unternehmerschaft Düsseldorf und Umgebung e.V., (v.l.n.r.): Dirk Brügge (Kreisdirektor Rhein-Kreis Neuss), Jutta Zülow (Zülow AG/Unternehmerschaft), Niklas Stadermann & Michael Moll (GF Reinartz Maschinenfabrik) und Artur Kühl (Reinartz), OB Dr. Stephan Keller (Landeshauptstadt Düsseldorf), Dr. Daniel Kleine (Standortleiter Henkel)

 

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